Sommerferien III – Greenwashing aus den 90ern

2bit Farbtiefe, monochromes Grün glimmt damit in vier Abstufungen auf den sagenhaften 160 x 144 Pixeln des kleinen Displays … 32bit TrueColor und 4K-Plasmabildschirme sind was für Angeber! Die Leistungsdaten eines Gameboy-Classics sind nicht nur beim Display verglichen mit heutiger Spielehardware überschaubar. Aus derartiger Begrenztheit wächst aber auch kreatives Potential, schlicht weil die Möglichkeiten geringer sind. Nachdem mit dem Odroid Go die Hardware für den eigenen Handheld gebaut ist, gilt es nun auch dafür eigene Spiele zu entwickeln. „GB Studio“ heißt das Mittel der Wahl, welches wir in den Sommerferien ausgiebig mit den Projetkteilnehmer*innen erkundet haben.

Kurzgesagt ist diese Programmierumgebung ein Baukasten für Abenteuer- oder Rollenspiele. Ein Beispiel wird mitgeliefert und erleichtert den Einstieg sehr. Im Gegensatz zu makecode.arcade und anderen bisher verwendeten Editoren habe wir es nicht mit bunten Programmierblöcken zu tun, sondern mit Bezügen zwischen den Welten und darin enthaltenen Akteuren und Auslösern. Die Programmierung erfolgt entsprechend über das Anlegen neuer Elemente, der Zuweisung von Eigenschaften, Variablen und Logikelementen wie „wenn-dann“ Routinen.
Ein Spiel wirklich nur grün! ... rot markiert lediglich in der Programmieransicht nicht betretbare Felder

Ein Beispiel: Ein Held ist als „Actor“ definiert und mit einer Grafik versehen. Er lässt sich per Tasten zu einer anderen Figur bewegen. Diese vermisst ihre Katze und teilt das per Texteinblendung mit. Wenn die Katze gefunden wurde, wird die entsprechende Variable „Katze entdeckt“ auf wahr / true gestellt, worauf sich bei erneuter Ansprache der Figur ein anderer Text ergibt, „Katze gefunden, DANKE!“ Zur Belohnung gibt´s noch einen Schlüssel wird. Damit kann dann das Haus am Kartenrand aufgeschlossen werden und ein neues Gebiet ist zugänglich.

Auf dieser Basis Geschichten zu erzählen, kleine Rätsel, Such-Finde-Aufgaben, Belohnungen, das Kaufen / Verkaufen von Gegenständen usw. einzurichten ist nach wenigen Erläuterungen und dem Spielen des Beispiels problemlos möglich. Als „programmiertechnische Fingerübung“ wurde danach eine Umsetzung des Stein-Schere-Papier-Spiels programmiert, welches bereits etwas komplexere „wenn-dann“ Routinen benötigt.

Kreative Umnutzung des Rollenspielbaukastens: Der Pfeil wird als Spielfigur durch eines der Wahltore am Kartenrand bewegt, dann erfährt man, ob der Computer Stein, Schere oder Papier wählte und ob man gewonnen oder verloren hat.

Mithilfe eines Bildbearbeitungsprogrammes (hier reicht bereits ein simples wie Paint unter Windows völlig aus) können problemlos die mitgelieferten Grafiken angepasst werden oder eigene erstellt. Einzig zu beachten, es gibt nur weiß / schwarz / dunkelgrün / hellgrün sowie Transparenz in Form von neongrün. So entstand bspw. folgender kleiner Wikinger in verschiedenen Ansichten sowie einer einfachen, zweistufigen Laufanimation.
Wirkt so großgepixelt recht hölzern ... bewegt sich aber auf dem kleinen Handheld-Bildschirm sehr elegant!

Ähnlich der bisher verwendeten Editoren lässt sich der eigene Fortschritt jederzeit überprüfen. Das Spiel kann instant aus der Programmieroberfläche auf dem Laptop gestartet werden. Für uns spannender ist natürlich, dass sich neben dieser PC-Version auch eine sogenannte ROM generieren lässt. Diese wird auf eine Micro-SD-Karte gezogen und kann dann im eigenen Odroid GO gestartet werden … und voila, das eigene Spiel auf dem eignen Handheld!
Ach ja, eine Stufe nerdiger geht immer: Im Internet finden sich Anbieter, die einem die ROM auch ganz physisch auf eine solche Plastekartusche spielen, die man dann in den Original Gameboy stecken kann, … aber der Tick mehr an Retro-Feeling kostet natürlich auch wesentlich mehr, als eine Micro-SD-Karte ;).